Im Alter von 23 Jahren durfte Hildegard ein Buch illustrieren: Eduard Mörike «Das Märchen vom starken Mann», Verlag Gebrüder Fretz AG. Sie befasste sich damals auch mit Kleinplastik.
1924 studierte Hildegard Weber an der Kunstakademie Karlsruhe, wo ihre respektablen Werke von den Lehrern der neuen Sachlichkeit herumgezeigt wurden. Im schwelenden Unbehagen über den keimenden Nationalsozialismus reiste Hildegard nach London und suchte das Atelier von Raymond Coxon auf. Bald zog sie weiter nach Paris, wo sie auf Morice Lipsi, anlässlich seiner Einzelausstellung in der Galerie d'Art Contemporain aufmerksam wurde. Sie nahm bei ihm 1927 –1928 Zeichenunterricht. 1929 nahm sie am Salon d’Automne in Paris teil.
Bald zogen Morice und Hildegard von der Künstlerkolonie, La Ruche, in ein Atelier, rue de Vanves. Als die Geburt der ersten Tochter bevorstand, zog das Ehepaar, inzwischen verheiratet, in einen alten Bauernhof in Chevilly-Larue (banlieue sud de Paris), wo Morice und Hildegard bis zu ihrem Lebensende ihre Ateliers hatten, unterbrochen durch den Exodus im zweiten Weltkrieg, als Morice 1941 in die Charente fliehen musste.
Hildegard sah sich gezwungen, sich von ihm zu trennen, um mit den Kindern in der Schweiz aufgenommen zu werden. Nach dem Krieg ging es dann hin und her mit dem Schwerpunkt Küsnacht für Hildegard und Paris (Chevilly-Larue) für Morice.
Hildegard Weber-Lipsi nahm u.A. regelmässig am Salon des Réalités Nouvelles teil und stellte ihre Bilder auch in Galerien in Frankreich, Deutschland, Israel, Japan und in der Schweiz aus. Während 28 Jahren waren ihre Werke im Musée Lipsi in der Haute-Saône, in Rosey ausgestellt.
Zahlreiche Werke fanden den Weg in Privatsammlungen in Frankreich, Deutschland, Italien, Schweiz, Japan und anderen Ländern.
Der Künstlerdialog zwischen zwei Menschen verschiedener Herkunft und unterschiedlichem Charakter dauerte von 1927 bis zum Lebensende von Morice Lipsi, 1986.
Nach Morice Lipsis Tod entstanden noch hunderte von Arbeiten: Ölbilder, Zeichnungen und Aquarellen. 2000 verstarb Hildegard Weber – Lipsi, 2 Monate vor ihrem hundertsten Geburtstag, in Goldbach – Küsnacht.
Nun sind ihre Werke als Teil der Sammlung Lipsi in Hinwil, Hadlikon zu sehen. Gezeigt wird die Farbenpracht unzähliger Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen, aber auch ganz speziell diejenige der Stabpuppen von 1937.